Testergebnisse nach BITV2.0 – Schnelltest

Der BITV2.0-Schnelltest wurde für ein Testpaket aus Rechercheoberflächen von Repositorien (10), Fachportalen (10), Elektronischen Zeitschriften (10), Metakatalogen (5) und Portalen für Retrodigitalisate (3) angewandt.
Während der Projektlaufzeit konnte, unabhängig von diesem Projekt, durch die DZB Leipzig mit dem zweimaligen, vollständigen BITV 2.0-Test der Betaversion der Deutschen Digitalen Bibliothek ein weiteres Angebot aus diesem Segment geprüft werden; die Ergebnisse lieferten vergleichende Aussagen zu den Schnelltests.

Der Schnelltest umfasst 12 Prüfschritte. Bei ihrer Auswahl wurde auf die Abdeckung wesentlicher Bereiche der Barrierefreiheit geachtet: Alternativtexte für wichtige Elemente, korrekte HTML-Struktur der Seiten, Nutzbarkeit mit eigenen Farben, anpassbare und flexible Layouts sowie Tastaturbedienbarkeit. Alle Prüfschritte sind in der BITV 2.0 der Priorität 1 (hohe Relevanz) zugeordnet. Für die einzelnen Prüfschritte werden maximale Punktzahlen von 1 bis 3 vergeben, was deren Gewichtung im BITV 2.0-Test wiedergibt. Diese Zuordnungen und Gewichtungen wurden für den Schnelltest übernommen.

Getestet wurden 127 einzelne Webseiten von insgesamt 38 Angeboten bzw. zwei bis vier 4 Webseiten pro Angebot. Je Test konnten für die 12 Prüfschritte insgesamt 29 Punkte (= 100%) erreicht werden. Die Bewertung, inwieweit ein Kriterium erfüllt ist, orientierte sich am Bewertungsschema der BITV.
Für den nachfolgenden Vergleich der Prüfschritte und ihres prozentualen Anteils der Umsetzung wurde der Durchschnittswert für alle getesteten Webseiten gebildet. Dieser soll aufzeigen, welche Kriterien größere Probleme bei der Umsetzung bereiten bzw. häufiger noch vernachlässigt werden und welche Kriterien offenbar bereits routinemäßig Anwendung finden.

Prüfschritte erfüllt in %

1.1.1a Alternativtexte für Bedienelemente 61,3
1.1.1b Alternativtexte für Grafiken und Objekte 46,7
1.3.1a HTML-Strukturelemente für Überschriften 33,7
1.3.1d Inhalte gegliedert 78,3
1.3.1e Datentabellen richtig aufgebaut 74,7
1.3.3a Ohne Bezug auf sensorische Merkmale nutzbar 81,0
1.4.3a Kontraste von Texten ausreichend 71,1
1.4.3c Inhalte bei benutzerdefinierten Farben erkennbar 89,7
1.4.4b Bei Zoom auf 200% benutzbar 85,3
2.1.1a Ohne Maus nutzbar 81,1
2.4.7a Aktuelle Position des Fokus deutlich 41,1
3.3.2a Formularfelder richtig beschriftet 65,0

Tabelle: BITV 2.0-Schnelltest, Durchschnittswerte von 127 Webseiten aus 38 Angeboten.
(Farben zeigen Grad der Erfüllung an: r
ot: bis 50% – orange: bis 75% – grün: über 75 bis 100%)

Was sagen die Zahlen aus?

Beispiel: Bei nahezu 9 von 10 getesteten Webseiten sind die Inhalte bei benutzerdefinierten Farben erkennbar (1.4.3.c), während 8 von 10 Webseiten ohne Bezug auf sensorische Merkmale (1.3.3.a) und auch ohne Maus (2.1.1a) nutzbar sind.
Hingegen werden HTML-Strukturelemente für Überschriften nur bei 3 bis 4 von 10 Webseiten korrekt verwendet.
Achtung! Die Zahlen beziehen sich nur auf diesen Test. Sie sollen gehäufte Fehlerquellen aufzeigen und differenzierte Lösungsansätze unterstützen.

Wo sind die häufigsten Barrieren?

  1. Im Ergebnis der Schnelltests auf Barrierefreiheit sind mit Blick auf die Gesamtheit der Testobjekte weder eindeutige Testsieger noch Verlierer zu erkennen, es existiert ein breites Mittelfeld.
    Bemerkenswert ist, dass angetroffene Barrieren häufig nicht alle Webseiten ein und desselben Angebotes betreffen.
  2. Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass eine Reihe von Kritierien, die vorwiegend technisch umzusetzen sind, überdurchschnittlich gut erfüllt werden, etwa 1.3.3.a, 1.4.3c., 1.4.4.b, 2.1.1.a.
  3. Im Unterschied dazu erreicht ein Kriterium, das bereits bei der Konzeption der Webseite(n) zu berücksichtigen ist, die mit Abstand schlechteste Bewertung: Die logische Struktur der Überschriften und ihre Umsetzung auf der Webseite in HTML-Strukturelementen, siehe Prüfschritt 1.3.1.a.
  4. Elementare Kriterien für Recherchetools, die eigentlichen Werkzeuge zum Suchen und Finden von Information, werden unterschiedlich erfüllt:
    (a)  Formularfelder richtig beschriftet: 65%
    (b)  Inhalte gegliedert: 78%
    (c)  HTML-Strukturelemente für Überschriften korrekt ausgezeichnet: 34%
    Somit weist gerade das Kernstück einer Rechercheoberfläche im Durchschnitt erhebliche Barrieren auf.

In der gebotenen Kürze ist zusammenzufassen, dass Kriterien, die ursächlich inhaltlich-konzeptionell zu bewältigen sind, deutlich schlechtere Bewertungen erhalten als primär technische Komponenten. Das Thema Barrierefreiheit – hier in der Sicht auf das Endprodukt gespiegelt – setzt in erster Instanz bei Planung und Konzeption digitaler Angebote an. Die stringente Umsetzung bis zum fertigen Produkt im Web ist dann die logische Konsequenz.

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